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Chytridiomykose in der Gattung Salamandra
Im Zusammenhang mit dem weltweiten Amphibiensterben ist seit 1998 der Amphibienpilz Batrachochytrium dendrobatidis (Bd oder Chytridpilz) als eine Ursache bekannt. Im Vergleich zu anderen Regionen waren die Auswirkungen bei uns aber noch verhältnismäßig überschaubar.
Inhalt:
1. Entdeckung von Batrachochytrium salamandrivorans - ein weiterer Chytridpilz In den Niederlanden gab es eine kleine aber stabile Feuersalamander Population. Von 2010 bis 2013 ist diese um 96 % zurückgegangen. Die Ursache dieser tödlichen Seuche wurde 2013 durch folgende Veröffentlichung beschrieben:
Ein hoch
infektiöser, parasitischer, vorher unbekannter Pilz (Batrachochytrium salamandrivorans,
(Bsal)) befällt die Salamander und tötet sie innerhalb weniger Tage.
Untersuchungen weisen darauf hin, dass der Ursprung
vermutlich in Ostasien zu suchen ist.
Die ersten
Laborversuche zeigten, dass Frosch- und Schleichenlurche nicht
angesteckt wurden, vorher gesunde Feuersalamander aber sehr schnell
und ohne Behandlung sicher tödlich!
Bsal hat eine niedrigere Vorzugstemperatur als Bd - auch deshalb könnte er für Salamander problematischer sein. Salamandrivorans bedeutet frei übersetzt etwa Salamanderfresser was die Wirkung sehr gut beschreibt.
Als Quelle für diesen Pilz werden Schwanzlurche aus Ostasien vermutet, bei denen Bsal bei einigen Arten scheinbar weniger Probleme bereiten da sie seit langem an diesen Erreger angepasst sind. Aber auch bei europäischen und amerikanischen Arten wurden Resistenzen nachgewiesen. Hunderte Tiere aus dem Handel und der Terrarienhaltung wurden für die Studie untersucht. Batrachochytrium salamandrivorans wurde in den ersten Untersuchungsserie bei drei vietnamesischen Krokodilmolchen (Tylototriton vietnamensis) gefunden, die aber schon einige Zeit gehalten wurden. Bei 443 untersuchten Museumsexemplaren asiatischer Salamandriden gab es etwa 5% positive Befunde die sich auf die Länder Vietnam, Thailand und Japan erstrecken – z.B. für einen vor gut 150 Jahren konservierten Schwertschwanzmolch (Cynops ensicauda).
2. Bsal im Ökosystem Eine weitere Arbeit des Belgischen Bsal Forscherteams (
http://www.nature.com/nature/journal/v544/n7650/full/nature22059.html
) Die beiden
Lissotriton Arten, vulgaris und insbesondere
helveticus, scheinen weniger anfällig. Bei Kammmolchen, Triturus
cristatus hingegen wurden wiederholt Zusammenbrüche ganzer
Populationen durch Bsal festgestellt.
.... allerdings - trägt die relativ geringe Mobilität der Urodelen und die kurze Überlebenszeit infizierter Feuersalamander - nach einer im Februar 2018 veröffentlichten Studie - unter bestimmten Umständen dazu bei, dass auch nahe beieinander liegende Populationen nicht zwangsläufig infiziert werden: https://www.nature.com/articles/s41598-018-22225-9.pdf (Post-epizootic salamander persistence in a disease-free refugium suggests poor ispersal ability of Batrachochytrium salamandrivorans, Spitzen, A. et.al.) Diese Arbeit zeigt auch, dass physikalische Barrieren die Übertragung der Infektion verhindern können da eine autonome Ausbreitung selbst über kurze Distanzen nicht festgestellt wurde.
3. Krankheitsanzeichen Äußere Anzeichen sind meist schwarze meist kreisrunde Flecken auf der Haut, aber auch schwarze Beläge an Maul, Körperunterseite und Fußsohlen sowie massive Häutungsschwierigkeiten, andere Hautläsionen, Apathie und Fressverweigerung. Die Tiere sterben an Bsal dann sehr schnell. Wie Bd ist Bsal hoch infektiös. Inzwischen ist bekannt, dass Bsal aber auch Todesfälle ohne äußere Anzeichen verursachen kann.
Seit Januar 2014 wurde Bsal auch in mehreren Habitaten in Belgien nachgewiesen:
Deadly skin-eating fungus threatens Belgian Fire Salamander
populations
In der nahe gelegenen Eifel wurden ebenfalls
Untersuchungen an Feuersalamandern und Molchen durchgeführt.
Aus der Nordeifel
(NRW) gibt es seit 2015 erste
positive Nachweise
– inzwischen aber bereits von zahlreichen weiteren Bereichen, d.h. nahezu
dem gesamten Untersuchungsgebiet (Nationalpark Eifel - Hürtgenwald,
Roetgen, Stolberg, Schleiden ...). Zusätzlich konnten an weiteren
ursprünglich besiedelten Standorten aktuell keine Salamander mehr
nachgewiesen werden.
Aus der Südeifel (RP) liegen ebenfalls
positiven Nachweise vor. Die meisten Nachweise erfolgten dort bei Molchen.
Dalbeck, L.
et.al. (März 2018): Die Salamanderpest und ihr Erreger
Batrachochytrium
salamandrivorans (Bsal): aktueller Stand in Deutschland,
–
Zeitschrift für Feldherpetologie 25
Seit August 2017 gibt es auch
Nachweise aus dem Ruhrgebiete, Essen:
http://www.t-online.de/nachrichten/panorama/tiere/id_82112706/tid_amp/feuersalamander-in-gefahr.html
In mehreren weiteren Essener Biotopen wurde inzwischen Bsal
nachgewiesen. Zusätzlich waren in den letzten Jahren im Umfeld
Massensterben zu beobachtet.
Ende 2018 wurde nun auch im Bochumer Süden und Norden, im
Mülheimer-Wald und Heiligenhaus Bsal in der Natur festgestellt.
Bsal hat in NRW inzwischen bereits Dortmund, Wuppertal, Remscheid,
Herne, Solingen ,Velbert, Hattingen, Witten, Ratingen und Bergisch
Gladbach erreicht.
Aus Bayern bei
Ebrach
wurden 2020 erste Salamander positiv
getestet. Ein zweiter Bsal Nachweis in Bayern (an Bergmolchen) wurde
im noch weiter südlich gelegenen Memmingen etwa 2 Monate später
veröffentlicht.
Weitere stichpunktartige Untersuchungen in Spanien sowie in
Frankreich und Italien ergaben bisher keine positiven Nachweise.
Siehe auch!
Es ist zu befürchten, dass Bsal noch deutlich weiter verbreitet ist,
sich zudem rasant weiter ausbreitet
und wir noch zahlreiche Nachweise zu erwarten haben.
Verbreitungskarte zum aktullen Stand in NRW (Januar
2021)!
5. Bsal im Handel und in Terrarien 2015 wurde Bsal auch bei zwei Terrarientieren in Großbritannien nachgewiesen. Hierbei handelt es sich um einen Goldstreifensalamander (Chioglossa) und einen Höhlensalamander (Speleomantes) die von einem kommerziellen Züchter stammen sollen. Auch wenn mir die kommerzielle Nachzucht dieser beiden Salamanderarten zweifelhaft erschein, ist das nicht die wesentliche Fragestellung. Viel entscheidender bleibt - bei welcher Art sich diese beiden Tiere angesteckt haben. Sie selbst scheinen als Spanisch/Portugiesische bzw. Französisch/Italienische Arten als Primärquelle als unwahrscheinlich.
2015 gab es auch einen massiven Befall in einem großen, langjährig gehaltenen Bestand unterschiedlicher Salamandra Unterarten in Deutschland. Da keine neuen Tiere in diesen Bestand eingeführt wurden und sich die Symptome bis zum massiven Ausbruch und der Diagnose langsam entwickelten, wirft das viele neue Fragen auf! Nicht alle positiv auf Bsal getesteten Tier zeigten die erwarteten Symptome. Die Erkrankung konnte durch die Erhöhung der Temperatur für 10 Tage auf 25 °C erfolgreich behandelt werden.
Bei der Behandlung von in der Natur erkrankten Salamandern zeigte sich, dass eine 10-tägige Wärmebehandlung nicht immer ausreicht (Vanessa Schulz, pers. Mitteilung). Ich empfehle daher eine Behandlung von mindestens 2 Wochen und bei Arten für die eine Haltung bei 25 °C unproblematisch ist von 3 Wochen.
6. Nachweise in der Natur in Asien In einem im März 2017 veröffentlichten
Artikel wird über positive Befunde in der Natur aus Nord Vietnam
berichtet. Bei Vietnamesischen Warzenunken (Bombina
microdeladigitora) die für den Handel in Europa bestimmt waren
wurde 2017 ebenfalls Bsal nachgewiesen:
Weitere Arbeiten zur Untersuchung der Problematik sind dringend erforderlich.
7. Ausbreitung verhindern! Derzeit gibt es wenige Ansätze die
Ausbreitung der Seuche über bereits befallene Gebiete hinaus zu
minimieren. Ein Betretungsverbot lässt sich politisch kaum umsetzen und m.E. ist die Datenlage dafür auch noch zu gering und zu viele potentiell betroffene Habitate sind nicht bekannt. Aber Warntafeln mit Aufschriften wie: „Bsal-Infektionsgebiet –
Bitte Wege nicht verlassen – Hunde an der Leine halten -
Totfunde melden an ....“ wären ein erster Schritt.
Des Weiteren sollten wir konkret an Ex-Situ Erhaltungszuchten für Salamandra Arten arbeiten. Hierzu könnten frisch abgesetzte Larven aus betroffenen Gebieten entnommen werden. Neben Zoos, Universitäten und anderen öffentlichen Einrichtung sollten in dieses Programm auch fachkundige Privathalter einbezogen werden (Citizen Conservation). Die Aufzucht, Hälterung und Vermehrung ist auf mindestens 10 Jahre zu vereinbaren.
8. EU
Durchführungsverordnung Der Import von Urodelen und der Handel
zwischen den Mitgliedsstaaten wurde 2018 geregelt im Durchführungsbeschluss (EU) 2018/320 der Kommission vom 28. Februar 2018.
Diese Verordnung war zu begrüßen, da
erstmals sinnvolle Vorgehensweisen beim Import festgelegt werden die
eine Einschleppung von Bsal in die Natur und unsere Terrarienanlagen
verhindern helfen. Sie bezog sich nur auf den Handel - nicht auf
Privatpersonen. Für den Handel benötigten die Schwanzlurche ein: Gesundheitszeugnis, keine sichtbaren Symptome, 6 wöchige Quarantäne, prophylaktische Behandlung gegen
Bsal oder eine Bsal Untersuchung mittels PCR Untersuchung.
Diese Verordnung wurde inzwischen nicht mehr
verlängert.
9. Verpflichtung für Molch und Salamanderhalter JEDER der bei seinen Terrarien-Salamandern derartige Probleme feststellt sollte diese untersuchen lassen und bei positivem Befund die Informationen sofort weitergeben.
Darüber hinaus müssen wir bei der Weitergabe von Nachzuchten die Problematik beachten und uns dabei an dem EU Durchführungsbeschluss orientieren. Alle Neuzugänge müssen auf Bsal getestet oder prophylaktisch gegen Bsal behandelt werden sowie auch die vorhandene Bestände! (siehe auch Importbedingungen) Bei positivem Befund ist eine sofortige Behandlung unerlässlich; entsorgtes Wasser oder Einrichtungsgegenstände sind zu dekontaminieren (z.B. Virkon S oder Alkohol).
Programme zur Untersuchung bereits langfristig gehaltenen Zuchtgruppen und Nachzuchten verschiedener Molch- und Salamanderarten wurden durchgeführt - eine Neuauflage wäre zu begrüßen!
Es ergaben sich bei z.B. 918 untersuchten Amphibien 2,5% bestätig positive und 2% nicht bestätigte Bsal Nachweise. Keiner dieser Urodelen wies Mortalitäten oder Krankheitsanzeichen auf. Die nachgewiesenen Bsal Lasten waren äußerst gering. I.d.R. zeigten die DNA-Sequenzen 100 % Übereinstimmung mit Bsal. Möglich ist, dass ein weniger virulenter Bsal Stamm oder ein anderer, unbekannter Chytridpilz eine Erklärung bietet. Betroffene Gattungen waren Ambystoma, Cynops, Laotriton, Paramesotriton, Pleurodeles, Salamandra (Laotriton, Paramesotriton und Pleurodeles nur unbestätigt).
In einer weiteren Untersuchungsserie in Hessen wurden keine infizierten Tiere gefunden. Ausschließlich negativen Befunde wurden auch in den USA und Prag festgestellt.
Halterempfehlung des DGHT Arbeitskreis Bsal.
Bei langfristig verantwortungsvollem Verhalten können wir unsere Terrarien Bestände Bsal frei erhalten bzw. bekommen. Wo immer möglich sollte auf untersuchte bzw. behandelte Nachzuchtbestände zurück gegriffen werden: http://www.salamanderseiten.de/erwerb.htm
Handlungsempfehlung des DGHT Arbeitskreis Bsal zum Umgang mit dem Salamanderpilz Batrachochytrimum salamandrivorans.
Die Untersuchung erfolgt mit PCR (polymerase chain reaction).
10. Bundesweite Untersuchungsprogramme in Salamanderhabitaten Seit 2017 betreiben die UNI Trier sowie die UNI Braunschweigt/Leipzig intensive Forschungen zur Bsal Problematik. Im Rahmen der Salamanderwanderung nehmen wir aktiv an Beprobungen teil. Hierbei dokumentieren wir für jedes beprobte Tieren die genauen Koordinaten, Art und Geschlecht sowie Fotos von Rücken und Bauch. Bei erneuten Beprobungen werden die Fotos abgeglichen. Die Hoffnung, positiv getestete Salamander im Folgejahr erneut zu finden, hat sich bisher aber nicht ergeben. Dies würde dann auf Resistenzen hinweisen.
11. Verhalten in der Natur
Werden an einem Tag mehrere Lebensräume besucht, ist eine weitere Desinfektion mit z.B. Virkon S oder Alkohol (70%) erforderlich.
Hygieneregeln des Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz und Begründung! Anmerkung der AG Feldherpetologie und Artenschutz - siehe: Selbst aktiv werden!
Es gibt noch Unmengen offene Fragen - deshalb sind weitere Forschungen dringend erforderlich.
infizierter Feuersalamander aus Mülheim a.d.R. NRW
12. Literatur:
Bachhausen, Paul (2017): Der
Salamanderpilz - die neue Gefahr für Schwanzlurche – NABU
Landesverband Sachsen e.V., Jahresschrift für Feldherpetologie und
Ichthyofaunistik in Sachsen, Heft 17, 2016: 52 - 58
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