Nerergus kaiseri – der Zagros Molch In der Gattung Neurergus werden derzeit vier Molcharten zusammengefasst die alle verhältnismäßig kleine Gebiete besiedeln. Die Verbreitung erstreckt sich von der Türkei über den Irak bis in den Iran. Die drei Arten Neurergus strauchi, crocatus und microspilutus zeigen gelbe Flecken auf schwarzem Grund in unterschiedlicher Anordnung und Größe. (Bilder auf der Homepage der AG-Urodela). Es sind Fließwasserlaicher. Die mit max. 14 cm kleinste Art - Neurergus kaiseri, (Schmidt, 1952) - ist mit weißen Mustern deutlich anders gezeichnet. Sie gilt als eine der schönsten Molcharten überhaupt. Bildergalerie Ihr äußerst kleines Verbreitungsgebiet liegt in den südlichen Zagros Bergen (Lorestan und Khuzestan), Iran auf Höhen von 500 bis 1430 m NN. Es kann als Restvorkommen einer ehemals weiteren Verbreitung angesehen werden. Um dieses Inselvorkommen in einer für Schwanzlurche teilweise höchst unwirtlich erscheinenden Landschaft zu sichern, werden die meiste Zeit des Jahres unterirdische Lebensräume besiedelt (Karst). Im Gegensatz zu den drei anderen Gattungsarten gehören sie eher zum “Tümpeltyp“ benötigen aber ebenfalls sehr sauberes, neutral bis leicht alkalisches Wasser. Es kann davon ausgegangen werden, dass Neurergus kaiseri auch in langsam fließendem Wasser vorkommt. Die Art gilt als stark bedroht. Angaben über die Anzahl der noch vorkommenden Tiere sind aufgrund der unterirdischen Lebensweise äußerst schwierig. Einige Schätzungen gehen von etwa 1000 noch in der Natur vorkommenden Individuen aus. Diese Schätzungen sind aber mit Sicherheit zu niedrig, da hierbei längst nicht alle bekannten Vorkommen berücksichtigt wurden.. Obwohl sie in der Roten Liste als “Critically Endangered (CR)“ (Kritisch Gefährdet) gelistet werden, tauchten in den letzten Jahren weiterhin Importe im Handel auf. Es gibt viele Berichte über die schwierige Haltbarkeit der Art, die ihre Ursache wohl vorwiegend in diesen meist stark geschwächten oder schon kranken Importieren haben. Ist der unsachgemäße Import von Schwanzlurchen aus Wildfängen für den Handel schon grundsätzlich abzulehnen, gilt das im besonderen Maß für diese hoch gefährdete Art. Ich plädiere deshalb sehr dafür keine Wildfänge im Handel zu erwerben um die Naturbestände zu schonen. Es gibt inzwischen einige Neurergus kaiseri Züchter, so dass ein Erweb möglich ist ohne die Naturbestände zu schwächen. Alle von mir gehaltenen und hier abgebildeten Neurergus kaiseri sind Nachzuchten! Zuchtprogramme zur Erhaltung der Art war recht erfolgreich. Seit März 2010 wird die Art in CITES Anhang I gelistet. Es ist zu hoffen, dass die behördliche Umsetzung künftig wieder einen Tier Austausch für Zuchtprojekte und die Weitergabe von Nachzuchten zum Aufbau neuer Zuchtgruppen ermöglicht. Hierzu müssten die Tiere jedoch individuell erkennbar sein. Bei adulten Tieren eignet sich nach meiner Einschätzung das Muster auf der Kopf- und Rumpfoberseite zur Individualerkennung, bei Jungtieren verändert sich die Zeichnung jedoch beträchtlich. Somit würde ein sehr hoher Aufwand zur Fotodokumentation erforderlich, die bei diesen kleinen quirligen Tierchen besonders schwierig – und für große Nachzuchtmengen fast unmöglich ist. Vom Bundesamt für Naturschutz wird die Fotodokumentation aber bisher nicht anerkannt, d.h. bei Neurergus kaiseri ist eine Kennzeichnung nach behördlicher Ansicht nicht möglich! Wenn der zuständigen Behörde die ordnungsgemäße Nachzucht glaubhaft gemacht werden kann, können trotzdem CITES Bescheinigungen ohne Kennzeichnung ausgestellt werden. Daher empfiehlt es sich bereits die Ablage fertiler Eier zu melden und die Ablage und Entwicklung fotografisch zu dokumentieren. Wie die Praxis der letzten Jahre zeigt, wird das Erhaltungszuchtprojekt dadurch sehr erschwert bzw. teilweise fast unmöglich gemacht. Aus meiner Sicht wieder eine Gesetzgebung, die angeblich dem Schutz der Art dienen soll, aktuell aber eher zu ihrem Nachteil ist. Viel wichtiger wäre es die Lebensräume der Neurergus Arten zu schützen und deren Zerstörung entgegenzuwirken. Aber dies ist leider wesentlich aufwendiger und unpopulärer als Arten auf Listen zu setzen. Die Angaben zur Haltung weichen stakt von einander ab. Einige geben Minimaltemperaturen von 17 °C und 24 °C zur Auslösung der Eiablage sowie eine strikte Trennung zwischen Land- und Wasserphase an; andere halten und züchten erfolgreich bei Temperaturen von 10 °C im Winter bis etwas über 20 °C im Sommer vollaquatisch. Meine Tiere zeigen bei Temperaturen um 15 °C hohe Aktivität und Balzverhalten - häufig auch am Tag. Bei Temperaturen um 12 °C halten sie sich hingegen sehr versteckt und kommen fast ausschließlich zum Fressen heraus. Selbst kurzzeitige Absenkungen bis auf 6 °C werden gut vertragen. In meinem Becken (siehe unten) steht jederzeit ein ein unterschiedlich strukturierter Landteil zur Verfügung. Auch als es noch um Jungtiere waren, wurde der Landteil immer nur kurzzeitig (wenige Minuten bis einige Tage) aufgesucht. Sie benötigen dunkle Höhlen, in die sie sich bei Bedarf zurückziehen können, sind aber auch häufig am Tag bei der Nahrungssuche zu beobachten. Über die natürlichen Temperaturverläufe ist wenig bekannt. Möglicherweise werden auch bei Neurergus kaiseri höhere Temperaturen besser zu Zeiten der Landphase vertragen. Ob hingegen bei einer ganzjährigen aquatischen Haltung dauerhaft Nachzuchten möglich sind ist fraglich. Nach einigen Berichten beginnen Paarung und Eiablage in den tiefer gelegenen Populationen etwa im November/Dezember. Da in diesen Lebensräumen bereits im März viele der oberirdischen Gewässer austrocknen muss die Larvenentwicklung bis zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen sein. In höher gelegenen Bereichen beginnt die Reproduktionsperiode erst im März/April. Es gibt Berichte, dass sie sich in einigen Habitaten nur zur Reproduktion im Wasser aufhalten. Die Becken sollten einen Steinaufbau mit vielen Versteckmöglichkeiten und kleinen Aushöhlungen aufweisen. Auch Pflanzen wie Javamoos sind geeignet. Da sie gegen Verunreinigungen sehr empfindlich sind, ist ein gutes Filtersystem und ein häufiger Teilwasserwechsel erforderlich. Jungtiere wachsen sehr schnell. Sie fressen die für Molche üblichen Beutetiere wie Regenwürmer, Wasserflöhe, Mückenlarven und Tubifex. Im Gegensatz zu den übrigen Vertretern der Gattung Neurergus, werden die Eier einzeln und auch in Pflanzen abgelegt.
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